
„Den Körper bei guter Gesundheit zu halten ist eine Pflicht. Andernfalls gelingt es uns nicht, unseren Geist stark und klar zu halten.”
Buddha
Unsere Methoden
Mithilfe unserer Methoden sind wir als Team in der Landschaft sozialer Träger besonders profiliert. Wir vertreten einerseits die Ansicht, dass wir in einer besonders herausfordernden Zeit leben, die von sehr vielen Krisen und Möglichkeiten durchdrungen ist. Andererseits gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Menschen durch eine einzigartige Soziodynamik, die nicht rezeptartig aufgegriffen werden kann. In diesem Sinne sind wir Alle – die sogenannten Professionellen (SozialarbeiterInnen) und die AdressatInnen sozialpädagogischer Handlungsfelder (KlientInnen) gleichsam ExpertInnen und "absolute Beginner".
Wir starten, begleiten und pflegen Prozesse gemeinsam. Hinsichtlich der Gestaltung unseres Verhältnisses gibt es bei uns nur ein dynamisches und deshalb fruchtbares Miteinander. Wir vermeiden statische und hierarchische Verhältnisse in unserer Arbeit. Das heißt jedoch nicht, dass bei uns alles drunter und drüber geht! Vielmehr vertrauen wir in unserer Arbeit auf ordnende Prinzipien, welche die gesamte Welt der Menschen seit je her durchdringen und gestalten.
Das führt uns in die Situation, nicht nur Herrschaftsdiskurse reproduzieren zu müssen (bloße Integration der KlientInnen in die gesellschaftlich vorgegebene Lebenswelt) oder uns nur im begrenzten Möglichkeitsraum etablierter Methoden sozialpädagogischer Arbeit zu bewegen, sondern wir behalten das "Große und Ganze" im Blick. Das heißt, wir schauen auf die Gesamtsituation unserer KlientInnen mit ihren spezifischen Situationen und Bedürfnissen und bieten eine ganzheitliche Orientierung. Dabei berücksichtigen wir, wie wir als Team miteinander funktionieren und welche Herausforderungen die gesellschaftliche Transformation mit den vielen neuen Wegen, die begangen werden müssen, mitbringen. Durch diese Herangehensweise wird unsere Arbeit mit den Klienten nicht nur von methodischen und intuitiven Ressourcen getragen, sondern vermittelt darüber hinaus einen Sinn, der das subjektive Leben mit dem Ganzen verbindet.
Da wir einen weltanschaulichen Pluralismus vertreten, versuchen wir die kulturellen und sozialen Ressourcen, die unsere KlientInnen mitbringen, zunächst als Mittel zu begreifen, auf denen wir aufbauen können. Von Menschen mit migrantischen Biografien haben wir gelernt, die Erfahrungen ihrer Herkunft als Bereicherung zu betrachten.
Das bedeutet, dass wir gendersensibel arbeiten, aber wissen, dass es wichtig sein kann, Konzepte von Männlichkeit und Weiblichkeit für KlientInnen mit bestimmter Herkunft zu erhalten und zu pflegen.
Das bedeutet, dass Wir weltanschaulich pluralistisch arbeiten, doch Glauben in unterschiedlichsten Ausformungen fördern, wenn er für unsere Klientinnen als innerer Kompass dient.
Letztlich schauen wir auf Menschen aus verschiedenen Perspektiven, die einander gleichberechtigt komplementieren, statt zu konkurrieren. Da wir alle auf diesem Planeten in einem Boot sitzen, versuchen wir stets voneinander zu lernen und verlieren ein tolerantes, gemeinsames und vor Allem würdevolles Miteinander nie aus dem Blick. Wie also realisieren wir einen solchen Anspruch?
Jeder Mensch weist eine Entwicklungstatsache auf. Pädagogik ist im Wesentlichen die adäquate Reaktion auf diese. Grundsätzlich arbeiten wir neben den etablierten Methoden sozialpädagogischer Arbeit mit Methoden, welche die Frage nach dem Wie des sozialen Miteinander als ein Ganzes verstehen.
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Dabei kombinieren wir die Verfahren der "Integralen Theorie" nach Ken Wilber (Vier Quadranten + Spiral Dynamics) mit dem Entwicklungsmodell des "Circle of Courage" nach Dr. Larry Bendtro, Dr. Martin Brokenleg und Dr. Steve Van Bockern.
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Beide Modelle lassen sich wunderbar miteinander verbinden. So gelingt es uns gemäß der fraktalen Struktur der vier Quadranten, Betrachtungen vorzunehmen, die auf die Gesamtheit der gesellschaftlichen und zugleich individuellen Phänomene unserer konkreten Wirklichkeit abzielen. Mit Spiral Dynamics gelingt es uns, Ebenen und Entwicklungsprozesse von uns als gesamtem Team, von den jeweiligen MitarbeiterInnen, von den Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten und letztlich von allen mit ihnen verbundenen Beziehungen und Institutionen in den Blick zu nehmen. So können wir gemeinsam die Verbindungen, Abhängigkeiten und Potenziale finden, die zu den richtigen Mitteln führen, um den KlientInnen ein individuelles und soziales Wachstum zu ermöglichen.
Neben dem vier Quadranten-Modell und der Betrachtung der Entwicklungsebenen der Integralen Theorie kommt es nun aber darauf an, die Grundlagen des Miteinanders so zu gestalten, dass Entwicklung in allen Bereichen möglich wird. Hierzu dient der Circle of Courage. Er symbolisiert den Gang auf der "inneren Wendeltreppe" nach oben, den wir als Menschen in jeder Lebenssituation wieder und wieder durchlaufen und dabei kontinuierlich auf neue Entwicklungsaufgaben stoßen. Doch diese können wir mit dem Wissen vorangegangener Stufen allein niemals zur Gänze führen und meistern. Das vermag nur ein vertrautes und verlässliches Miteinander zu garantieren, in dem und jede und jeder Einzelne seinen Weg zu finden aufgefordert wird.
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Ausführliche Erläuterung
Die integrale Theorie
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​​​Spiral Dynamics
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Nun stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die Bearbeitung eines Falls sinnvoll erscheint, damit sich die Lebenssituationen der Menschen, mit denen wir arbeiten, verbessern kann. Hierzu bedienen wir uns einem Entwicklungsmodell, dass in der Integralen Theorie Anwendung findet, um alle Bereiche der vier Quadranten im konkreten Fall sinnvoll miteinander zu verbinden und unter einer Entwicklungsperspektive zu verorten. Das Wissen dieses Werkzeuges speist sich zunächst aus einem einfachen Gedanken: Die psychoemotionale, kognitive und moralische Entwicklung eines Individuums (etwa nach Erikson, Piaget, Kohlberg, Graves u.w. Entwicklungstheoretikern) vollzieht sich parallel und adäquat der Entwicklung des gesamtgesellschaftlichen Wertesystems. Diesen Gedanken kennen wir bereits aus den vier Quadranten. Neu ist dabei hingegen den Entwicklungsaspekt zu berücksichtigen. Das Individuum kann sich nur so weit entfalten, wie es die gesellschaftlichen Vorstellungen, Wertesysteme und institutionellen Möglichkeiten erlauben. Umgekehrt kann sich eine Gesellschaft als Ganzes nur entwickeln, wenn alle in ihm befindlichen Individuen in zureichendem Maße miteinander gemeinsam kooperieren. Da niemand in die Zukunft schauen kann – auch Wilber nicht – haben wir es hier nicht mit einem evolutionistischen Modell zu tun, denn die zukünftige Entwicklung wird in diesem Modell grundsätzlich als offen und unbestimmt erachtet. Dennoch können einige Entwicklungsschritte nachgezeichnet werden, die sowohl aus archäologischen, ethnologischen und sozialpsychologischen Befunden als auch aus kulturvergleichender Sicht mehr oder weniger stabile Stufen der Entwicklung nahelegen. Diese wurden und werden von den Menschen einerseits individuell und andererseits kollektiv im Laufe der Zeit vollzogen. Dabei ergibt sich das Bild einer nach oben verlaufenden Spirale, deren Stufen der Einfachheit halber durch Farben symbolisiert werden. Diese sieben Stufen können in aller Kürze hinsichtlich der individuellen und gesellschaftlichen Merkmale charakterisiert werden (in aufsteigender Richtung):​​​​​​​​​​​​​​​​​​​
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Beige –
Überlebensinstinkte, archaische Kulturen
Purpur –
magisch, animistische Anschauung, tribalistische Gesellschaften (tendenziell seit 50000 v.u.Z. beobachtbar)
Rot –
erstes Ich-Bewusstsein bildet sich heraus (strikt egozentrisch), auf Macht und Unterwerfung beruhende Stammesgesellschaften (tendenziell seit 7000 v.u.Z. beobachtbar)
Blau –
auf mythische Erzählungen beruhende Prinzipien sozialer Ordnung, autoritäre Gesellschaftsformen (tendenziell seit 3000 v.u.Z. beobachtbar)
Orange –
Entwicklung von Zweckrationalität und instrumenteller Vernunft, Szientistisches Weltbild, rational legitimierte Gesellschaftsformen (tendenziell seit 1700 u.Z. beobachtbar)
Grün –
relativistisches, egalitäres Bewusstsein, Entwicklung kommunitaristischer Rationalität, ökologisch sensibilisierte, netzwerkartige und demokratische Gesellschaftsformen (tendenziell seit 1850 u.Z. beobachtbar)
Gelb –
systemisches, integratives, tolerantes Denken, inklusive Gesellschaftsformen (tendenziell seit 1950 u.Z. beobachtbar)
Türkis –
holistisch (noch keine empirische Evidenz vorhanden)
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In dieser Übersicht wird deutlich, dass sich das Wertesystem sozialer Gesellschaftsverbände (weltanschaulich) und Individuen (moralisch) gemeinsam entwickelt. Damit sich eine Stufe stabilisieren kann, müssen sich Institutionen herausbilden und bewahren können, die das Wissen der jeweiligen Stufe sichern und in die Gesellschaft tragen, damit dieses von den Menschen genutzt und praktiziert werden kann. Wir können uns leicht vorstellen, dass das liberale Zivilrecht in Frankreich sich nicht hätte umsetzen können, wenn die Truppen von Napoleon lediglich Gesetzestexte in die von ihnen besetzten Gebiete getragen hätten, ohne dass es Institutionen einerseits und Menschen andererseits gegeben hätte, die gemeinsam die Umsetzung dieses Rechtes gewährleisteten. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass es ein Grundmaß an Ressourcen geben muss, damit sich Entwicklungen übergreifend vollziehen und stabilisieren können. Das Potenzial von einigen Individuen allein reicht nicht aus.
Auch wenn ein Kind noch so begabt ist, wird es seine Möglichkeiten erst entfalten können, wenn das soziale Umfeld den nötigen Raum dafür bietet. Umgekehrt bedeutet das leider auch, dass soziale Verbände wie Peergroups in der Jugendsozialisation oder Familien den Raum für die weitere Entfaltung ihrer Mitmenschen begrenzen können: Erlebt ein Kleinkind in einer Familie beispielsweise dauerhaft, dass Entscheidungen von den Erwachsenen nur durch körperliche Gewalt umgesetzt werden, ist in der späteren Schulzeit womöglich zweifelhaft, ob es die eigenen Bedürfnisse unter den MitschülerInnen auch durch verbale Mitteilung und argumentative Äußerung erreichen wird, sofern sich das familiäre Umfeld nicht ändert. Die Persönlichkeitsentfaltung folgt ähnlich der gesellschaftlichen Entwicklung im besten Fall einer Bewegung von zunehmender Differenzierung bei zunehmender Integration. Dieser Prozess benötigt Zeit und kann nicht übersprungen werden, solange ein Mensch sein konditioniertes Verhalten nicht durch die Erprobung neuer Regeln und durch entsprechende Erfolgserlebnisse einüben kann. Ein Mensch, der seine Bedürfnisse in seinem Leben durch Gewalt und Macht-Ausübung gegenüber allen, die nicht seinem Klan angehören, befriedigt (rot), wird keinen Erfolg haben, wenn er sich plötzlich in einem gesellschaftlichen Umfeld arrangieren muss, dass durch Toleranz, Pluralismus und dem Vermögen, die Situation des anderen mitzudenken, geprägt ist (grün). Vielmehr sind hier wichtige Entwicklungsebenen dazwischen (blau und orange), die zunächst durch Differenzierung und Integration realisiert werden müssen, bevor die neuen Regeln verstanden und eingeübt werden können. Es bedarf dazu Menschen, die auf diesen vorherigen Ebenen funktionieren.
Diese kurzen Ausführungen mögen genügen, um zu verdeutlichen, dass Entwicklungen nicht einfach vonstattengehen, sondern sehr viele Faktoren stimmen müssen, um in der jeweiligen Situation angemessen funktionieren zu können.
Mit Spiral Dynamics sind wir als Team in der Lage, die "richtigen" Faktoren zu finden, die zu der Ebene des betrachteten Menschen passen und Entwicklung garantieren können, ohne zu überfordern.
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Die vier Quadranten
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Ken Wilber, ein amerikanischer Systemtheoretiker, ursprünglich aus dem Bereich der transpersonalen Psychologie stammend, entwickelte ein Modell des Bewusstseins, das die wesentlichen Anschauungsformen, mit denen wir auf die Wirklichkeit blicken, in vier allgemeingültige Kategorien übersetzt. Er fand heraus, dass wir über eine innere und eine äußere Wirklichkeit verfügen, die "beide Seiten einer Medaille" ausmachen. So können wir uns selbst beispielswiese aus der Innenansicht nähern und feststellen, dass wir uns freudig oder traurig erleben, wir fühlen uns von etwas Größerem getragen oder verlassen. Mit der Außenansicht identifizieren wir vielleicht einen Anstieg unseres Serotoninspiegels, wenn wir uns mit guten Freunden zum gemeinsamen Essen treffen oder aber stellen Antriebslosigkeit und einen Mangel an physischer Vitalität fest, wenn wir die Beziehung zu einem geliebten Menschen verloren haben. In beiden Fällen wird deutlich, das alles, was auf der Innenseite geschieht, eine Entsprechung in der Außenseite besitzt und andersherum, ohne dass die eine Seite "wahrer" oder "richtiger" wäre als die andere. Die Innenseite ist der Bereich, der von unserem Bewusstsein wahrgenommen wird (Gefühle, Stimmungen, Werte usw.) und den wir mit anderen Menschen teilen können. Die Außenseite betrifft die materiellen Gegebenheiten unseres Daseins sowie die Struktur, in der wir uns befinden. Hier wird deutlich, dass wir auf der Innenseite eigentlich zwei Bereiche vorfinden, die wir in eine individuelle subjektive und eine soziale intersubjektive Dimension unterteilen können. Gleiches gilt für die Außenseite – auch sie kann in zwei Bereichen betrachtet werden: Einer individuellen, aber objektiv zugänglichen Sicht und einer sozialen, objektiven Struktur, in der wir alle leben und durch Logik und eine gemeinsame Sprache erkennen können. Die nun sich ergebenden Teilbereiche nennt Wilber folgerichtig die vier Quadranten. Mit Ihnen können wir Situationen, Fähigkeiten, Zustände, Entwicklungsstufen, Werte und Institutionen der Menschen aus vier Perspektiven betrachten, die wir der Einfachheit halber mit den vier Pronomen Ich, Wir, Es und Sie bezeichnen.​​​​​​​​​​​​​​​​​​
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Auf diese Weise steht uns ein Instrumentarium zu Verfügung, dass es uns ermöglicht, die konkrete Lebenssituation eines Menschen aus allen vier Wirklichkeitsbereichen in den Blick zu nehmen. So stellen wir keine der Beobachtungen über eine andere, sondern haben immer alle Bereiche im Blick, da nur alle miteinander ein Gesamtbild ergeben, dass der erforderlichen Zusammenarbeit gerecht wird.
Um ein einfaches Beispiel zu geben: Max fühlt sich oft müde und traurig (ICH). Dabei sind ärztliche Informationen über seine Gesundheit bekannt, die aufzeigen, dass Max eine leichte Schilddrüsenunterfunktion aufweist und Schwierigkeiten beim Einschlafen, wie Ergebnisse aus dem Schlaflabor nahelegen (ES). Außerdem fühlt er sich in seiner Familie oft nicht wohl, da er findet, dass er den Erwartungen nicht gerecht werden kann. Seinen Eltern sind gute Schulnoten sehr wichtig; sie sind beide UnternehmerInnen und ihnen sind Erfolg, Fleiß und Leistungsorientierung von größtem Wert, da sie selbst aus bildungsbürgerlichen Familien stammen (WIR). In Max Internat sind die Möglichkeiten, Freunde zu finden und eigenen Hobbys nachzugehen stark reglementiert und eingeschränkt (SIE).
Die Analyse mittels der vier Quadranten zeigt nun, dass Max Probleme Teil einer umfassenden Wirklichkeit sind, die sämtliche Bereiche seiner Lebenssituation durchdringen und nicht allein therapeutisch, interfamiliär, gesundheitlich oder institutionell zu lösen sind, sondern die Betrachtung aller vier Bereiche erforderlich machen, da alle Bereiche in allen anderen Entsprechungen haben.
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Wie nun finden Menschen die lebendigen Beziehungen, die Ihnen für ihre individuellen Entwicklungsaufgaben förderlich sind? Hierzu nutzen wir den Circle of Courage (auch Kreis der Stärke genannt). Entgegen des analytischen vier-Quadranten- oder des Spiral-Dynamics-Entwicklungsmodells, die im Wesentlichen für die psychologische und strukturelle Analyse eingesetzt werden, bietet der Circle of Courage ein praktisches Werkzeug, um die sozialpädagogische Arbeit umsetzen zu können. Der Circle of Courage stützt sich auf die Annahme, dass für ein entwicklungsoffenes soziales Miteinander in einer Gesellschaft bzw. Gemeinschaft die psychische Gesundheit der Individuen von großer Bedeutung ist. Er ist ein ursprünglich bei nordamerikanischen Indianern wiederentdecktes ritualisiertes Prinzip, um gemeinsam Aufgaben anzugehen, die den Menschen als Einzelnen genauso betreffen wie die Gruppe, in die er eingebunden sein muss. Das können – genau wie bei den vier Quadranten – wiederum Familien, Arbeitskollegen, Schulklassen, Freunde usw. sein. An diesem Punkt entstehen wertvolle pädagogische Verhältnisse. Wachstum wird in diesen Räumen über soziale Integration, Rat und Austausch, gemeinsamen Zeiten der Bewährung und des Erfolges sowie Unabhängigkeit und Eigenständigkeit realisiert. Wie der Name verrät, handelt es sich um ein zyklisches Modell psychoemotionalen Wachstums. Zyklisch ist es deshalb, weil wir in unserem Leben die vier Etappen einer Entwicklungsaufgabe, dich sich gerade im Leben stellt, immer wieder neu durchlaufen. Das Modell teilt die Lebensaufgaben in vier Bereiche ein. Um emotional zu gesunden, benötigen Menschen das Gefühl von Zugehörigkeit, Können und Meisterschaft, Unabhängigkeit sowie von Großzügigkeit. Wir sind nun als Team gefragt, wie unseren KlientInnen diese Räume in Aussicht zu stellen sind. Das können interessenbezogene Gruppenangebote sein, Mentoring-Gespräche, kreative oder erlebnispädagogische Freizeitangebote. Die vier Bereiche werden wie folgt charakterisiert:
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Zugehörigkeit (belonging)
meint die richtige und angemessene Einbindung des Menschen in sein unmittelbares soziales Miteinander, was sich in einem Gefühl der Verwandtschaft, des Vertrauens und der Integration niederschlägt. Das kann in Familien erfolgen, in Freundschaften, Interessengruppen oder etwa in beruflichen Beziehungen. Denn um sich zugehörig zu fühlen, benötigen Kinder und Jugendliche, aber auch Menschen im Allgemeinen das Gefühl angenommen und geliebt zu werden. Zugehörigkeit drückt sich durch vorbehaltloses Vertrauen aus. Es handelt sich hier um das „Urvertrauen“, zu dem alle weiteren Entwicklungsschritte in Abhängigkeit stehen. "Belonging" drückt die Bindungs- und Beziehungsfähigkeit, die Fähigkeit zu lieben und mit etwas verwurzelt zu sein sowie Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit aus. Diese wertvollen emotionalen Ressourcen können in Gruppen als etwas Gemeinsames entstehen. Jeder Mensch hat das tiefe Bedürfnis nach Vertrauen. Vertrauen in sich selbst und die Welt kann jedoch nur gelingen, wenn der Platz jedes Einzelnen in der Gesellschaft gefunden ist. Zugleich bedarf jeder Mensch das Gefühl der Verbindung – sowohl zu sich selbst als auch zu den eigenen Mitmenschen, die den Einzelnen Wärme, Geborgenheit, Orientierung und Vertrauen entgegenbringen. Wie eingangs erwähnt, können auch spirituelle und religiöse Bedürfnisse für unsere KlientInnen hier eine besonders wichtige Rolle spielen.
Können (mastery)
realisiert die altersgerechte Entwicklung physischer, psychischer, sozialer, kognitiver und spiritueller Fähigkeiten. Lernen ist stark an Vorbildern orientiert und erfordert den Mut sich auf Unbekanntes einzulassen. Lernende und insbesondere Kinder benötigen somit ein Grundvertrauen in sich selbst. Eine unterstützende Motivation von außen durch Eltern, Lehrer und Bezugspersonen sind unabdinglich, um sich Herausforderungen stellen zu können. Wie wir bereits über Entwicklungsebenen erfahren haben, bedeutet Lernen Neues und Unbekanntes als Herausforderung und nicht als Überforderung zu erleben. Um das hierfür erforderliche Selbstbewusstsein zu entwickeln, muss positive Unterstützung gewährleistet werden können. Sich diesen Herausforderungen zu stellen und an das Gelingen und an den Erfolg zu glauben bedeutet auch, mit Frustrationen umgehen zu können, ohne sich demotivieren zu lassen und zukünftige Aufgaben mit neuer Motivation anzugehen.
Unabhängigkeit (independence)
ist wesentlich, um eigenständiges, unabhängiges und verantwortungsbewusstes Handeln zu entwickeln. Dieses kann wiederum erst entstehen, wenn genügend Selbstvertrauen, Wissen um die Selbstwirksamkeit und die soziale Verantwortung des Handelnden vorhanden sind. Einen eigenen Lebensentwurf verbunden mit einem tragfähigen Wertekodex zu entwickeln, Ziele zu verfolgen, die Suche nach PartnerInnen oder einen Platz im sozialen Miteinander und in der Gesellschaft zu finden, sind für den Prozess der Selbstwerdung konstitutiv.
Großzügigkeit (generosity)
meint die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet, sich für andere einzusetzen, das soziale Miteinander zu gestalten sowie gesellschaftliche und politische Verantwortung zu tragen. Diese Fähigkeit basiert auf dem Grundwert der Großzügigkeit. Der Fokus der Bedürfnisse erweitert sich um die des Nächsten. Das selbstlose Geben ist dabei ein hohes Ideal und kann sich erst realisieren, wenn die Situation eintritt, das Augenmerk auf das Gegenüber richten zu können. Das heißt, Geben korreliert mit Reife in einem bestimmten Lebensbereich. Hilfsbereitschaft und ehrenamtliches Engagement etwa können erst dann entstehen, wenn die Gemeinschaft dem Einzelnen das Vertrauen schenkt, dieser Aufgabe auch gewachsen zu sein. Großzügigkeit beginnt sich idealiter dann herauszubilden, wenn diese zumindest selbst erfahren wurde.
Haben sich diese vier Fähigkeiten entwickeln können, sind alle Ressourcen für die KlientInnen vorhanden, damit sich der nächste Entwicklungsschritt im Sinne der Entwicklungsebenen, die wir schon bei Spiral Dynamics kennengelernt haben, vollziehen kann. KlientInnen verfügen nun über die psychologischen Voraussetzungen, um Anteile zu integrieren, die für die nächste Entwicklungsstufe erforderlich sind. Sie sind fähig, für ihre Probleme eigene Lösungen zu entwickeln. So zeigt sich, dass wir mit der Kombination aus der integralen Theorie und dem Circle of Courage hochleistungsfähige Modelle und Werkzeuge an der Hand haben, um die Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten, zu befähigen, ein erfüllendes und würdevollen Leben führen können.
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Weiterführende Literatur:
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Circle of Courage: Bredtro, Brokeleg, Van Brockern, 1995
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Ken Wilber: Eros, Kosmos, Logos. Eine Vision an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend. Aus dem Amerikanischen von Jochen Eggert et al.; Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt a. M. 1996.
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Marion Küstenmacher et al.: Gott 9.0. Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird; Gütersloher Verlagshaus; 10. Edition, 2010.
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Wulf Mirko Weinreich: Integrale Psychotherapie, ein umfassendes Therapiemodell auf der Grundlage der Integralen Philosophie nach Ken Wilber, 1. Aufl., Leipzig: Araki, 2005.
